Wie spielen 3-jährige Kinder?

Wie ist der geistige und motorische Entwicklungsstand bei 3-jährigen Kindern – und welches Spielmaterial passt dazu? Die Pädagogin Birgit Hofer gibt wertvolle Hinweise und Empfehlungen.

Ein Kind ist in den ersten Lebensjahren vorwiegend damit beschäftigt, sich selbst kennen zu lernen. Es erkundet zu Beginn seinen eigenen Körper, es lernt seine Hände kennen, übt das Greifen und erlernt Ende des ersten Lebensjahres beispielsweise den Pinzettengriff. Es übt, die Dinge, die es umgeben zu verstehen, zu gebrauchen und kennen zu lernen. Im Alter von etwa 3 Jahren werden diese Fähigkeiten nun differenziert und vertieft – beispielsweise bei Funktionsspielen wie Befüllen, Umschütten, Stapeln und Stecken oder auch beim Sortieren, Transportieren und Sammeln. Ein 3-jähriges Kind gebraucht dabei kaum mehr seinen Mund um Dinge kennen zu lernen, sondern benützt vorwiegend seine Hände zum Erkunden.

Gleichzeitig kommen aber auch neue Spielthemen wie Konstruktions- und Bauspiele oder auch Symbol- und Nachahmungsspiele hinzu, die immer größeren Raum einnehmen.

Vorsicht: Laut Spielzeugnorm EN 71 muss Kinderspielzeug für Kinder unter 3 Jahre u.a. sicher in Bezug auf verschluckbare Kleinteile sein. Es sollte aber auch der individuelle Entwicklungsstand berücksichtig werden, da auch manch ältere Kinder noch Dinge in den Mund nehmen (was durchaus noch vorkommen darf): In diesem Fall bitte keine kleinen Materialien anbieten, die verschluckt werden können. Richtwert: Teile, die kleiner als ein Tischtennisball sind, können von Kindern verschluckt werden.

„Im Alter von 3 Jahren sind Spielthemen wie das Konstruieren und Bauen, Symbolspiele oder Nachahmungsspiele interessant. Empfehlenswert sind z.B. Holzbausteine, Puppen und Kuscheltiere oder auch Lege- und Steckspiele oder eine Holzeisenbahn. Abzuraten ist von elektronischen Spielmaterialien, bei denen die Funktionsweise von Kindern nicht nachvollzogen werden kann – damit gehen Kreativität, Selbstausdruck, schöpferisches Tun und Autonomie verloren.“

Birgit Hofer
Pikler®-Pädagogin & Psychologische Beraterin

Welche Spielsachen dem geistigen und motorischen Entwicklungsstand von etwa 3-jährigen Kindern entsprechen – und welche nicht? Hier ein Überblick sowie Hinweise, wie viel Spielzeug wirklich nötig ist.

Entwicklungsstand und Spielmaterial für 3-jährige Kinder

  • Konstruieren / Bauen: Mit etwa 30 Monaten sind räumliche Vorstellung und funktionelles Verständnis so weit entwickelt, dass nun das dreidimensionale Bauen mit den verschiedensten Materialien hinzukommt. Es werden unterschiedliche Bauwerke konstruiert und gestaltet. Spiel-Materialien für klein- und großräumiges Bauen: Kork- u. Holzbausteine, Holzscheiben, Astscheiben, große Tücher und Decken, Wäscheklammern, Sessel, Tische, große und kleine Schachteln. Auch das Sortieren von Gegenständen nach Größe, Form oder Farbe entspricht den Interessen von 3-jährigen Kindern. Geeignet sind auch Lege- und Steckspiele, Behälter unterschiedlicher Größe und Form sowie schwere Gegenstände zum Schieben, Tragen und Transportieren. Weiters interessant: Funktionsfahrzeuge wie Lkw, Bagger, Traktor mit Anhänger, Kipper; Bälle, Eimer sowie Klettergerüste und Rutschen, Dreiräder oder Sand, Steine und Zapfen.
  • Symbol- und Nachahmungsspiele: Das Symbolspiel entwickelt sich ab dem 3. Lebensjahr. Ein Kind kann nun auch einem Gegenstand die Bedeutung eines anderen, nicht vorhandenen Gegenstandes verleihen oder stellt ihn sich einfach vor. So wirbelt es z. B. einen Teddy in der Luft herum und tut dabei so, als ob es in einem Flugzeug säße. Dabei spielen Kinder Alltagsszenen nach, wie beispielsweise das Babywickeln, mit dem Auto fahren oder Reparaturarbeiten durchführen. Gleichzeitig kann das Kind schon einfache Spielregeln verstehen und einhalten. Materialien für Symbolspiel/Rollenspiele: Tücher, Hüte, Taschen, Puppen, Kuscheltiere, Puppengeschirr, Besteck, Schneebesen, Tassen, Kochgeschirr mit Deckel. Auch ein einfacher Kinderherd und eventuell auch echte Kochtöpfe können geeignet sein. Ebenso Spielzeug-Autos, Lkw oder Traktoren zum beladen. Und auch Tierfiguren, Werkzeug und eine Holzeisenbahn oder auch Naturmaterialien wie Kastanien und Tannenzapfen sind in diesem Alter interessant.
  • Wichtig: Es ist sinnvoll, nur wenige vorgefertigte Spielmaterialien anzubieten, die den Spielzweck exakt vorgeben – denn Kinder lieben den Raum zum kreativen Entdecken, Selbermachen und selbst gestalten.
  • Anzahl und Menge von Spielsachen für 3-jährige Kinder: Hier gilt das Motto „Weniger ist mehr“. Oft gleichen die Kinderzimmer schon kleinen Spielzeuggeschäften. Regelmäßiges Entrümpeln ist gerade bei jüngeren Kindern geboten – und Dinge, die gerade nicht bespielt werden, gemeinsam mit den Kindern vorerst wegzuräumen.
  • Abzuraten ist von elektronischen, lärmenden Spielmaterialien. Kinder haben hier nicht die Möglichkeit nachzuvollziehen, auf welche Weise das Spiel funktioniert und haben folglich keine echten Lernerfahrungen. Dadurch werden sie abhängig von Anregung und Animation von außen: Kreativität, Selbstausdruck, schöpferisches Tun und Autonomie gehen damit verloren.

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Redaktion