Familienautos mit Platz für Reboarder [Ratgeber]

Die sichersten Kindersitze sind Reboarder. Nicht jedes Auto ist für diese Art der Kindersitze geeignet. Aber welche Familienautos bieten genug Platz auf der Rückbank?

Reboarder sind Kindersitze, bei denen das Kind entgegen der Fahrtrichtung sitzt (hier gibt’s die besten Reboarder in einer kompakten Übersicht). Sie sind sicherer als herkömmliche Kindersitze, teurer und haben einen erhöhten Platzbedarf, weswegen nicht jedes Auto für einen Reboarder geeignet ist. Deswegen wollen wir klären, welche Familienautos ausreichend Platz für einen bieten.

Tipp: Den ausführlichen Ratgeber für Kindersitze bis 36kg gibt’s hier.

Shortcut: Reboarder-Kindersitz

Reboarder sind sicherer als herkömmliche Kindersitze

Reboarder werden so im Auto montiert, dass das Kind nach hinten blickt. Also entgegen der Fahrtrichtung. Für gewöhnlich funktioniert das sehr leicht, da Reboarder über das mittlerweile obligate ISOFIX-System im Auto montiert werden. Für die Insassen eines Autos ist ein Frontalzusammenstoß immer die gefährlichste Art eines Unfalls. Frontalzusammenstoß bedeutet, dass man jemandem hinten drauf fährt oder einen Baum rammt.

Bei dieser Art von Unfall reduziert ein gewöhnlicher Kindersitz die Gefahr einer schweren Verletzung beim Kind um etwa 60 Prozent. Ein Reboarder um 90 Prozent. Der Grund dafür ist, dass das Baby bei einem Reboarder im Falle eines Unfalles mit seinem Rücken und dem Kopf in die (gepolsterte) Sitzschale gepresst wird. Bei einem konventionellen Kindersitz wird das Baby hingegen in die Gurte geworfen und der Kopf schnellt nach vorne.

Das sagt das Gesetz zu Reboardern

Weil bei Kleinkinder der Kopf aber rund 25 Prozent des Körpergewichtes ausmacht, gleichzeitig aber Nackenmuskulatur und Wirbelsäule noch nicht richtig entwickelt sind, kann die Energie, die bei einem Aufprall wirkt, noch nicht anders kompensiert werden.

Rein rechtlich ist es so, dass Kinder bis zu einem Gewicht von 9 Kilogramm entgegen der Fahrrichtung im Auto sitzen müssen. Erst danach dürfen sie in einem konventionellen Kindersitz Platz nehmen. Diese Gewichtsgrenze wird oft kritisiert, da Kinder diese oft schon im ersten Lebensjahr überschreiten und theoretisch viel zu früh die Sitzposition wechseln. Grundsätzlich gilt, dass Kinder bis zu einem Alter von 4 Jahren im Auto sicherer unterwegs sind, wenn sie gegen die Fahrtrichtung sitzen.

Nachteile von Reboardern: Kosten & Platzbedarf

Reboarder haben jedoch zwei entscheidende Nachteile.

Zum einen die Kosten. Weil sie vergleichsweise neu sind und noch nicht in der gleichen Menge verkauft werden wie herkömmliche Kindersitze, sind sie teuerer. Die Forschungs- und Entwicklungskosten müssen noch reingespielt werden und die Skalierungseffekte kommen noch nicht voll zum Tragen. Wer sparen will, der kann sich einen gebrauchten Reboarder kaufen, wenn er sicher geht, dass der noch in keinen Unfall verwickelt war.

Der zweite Nachteil ist der Platzbedarf. Wer einen Reboarder bequem in seinem Auto installieren möchte – also so, dass der Komfort von Fahrer oder Beifahrer nicht eingeschränkt werden –, braucht im Fond eine Beinfreiheit von rund 550 Millimeter. Das ist viel. Klar, der Beifahrersitz kann nach vorne geschoben werden, aber wenn die ganze Familie im Auto sitzt, sind der Kompromissfähigkeit physikalische Grenzen gesetzt.

Sobald Kinder etwas größer werden, haben nicht nur Reboarder ein Platzproblem, sondern auch die Kinder selbst. Sind deren Beine in der Länge über den Sitz hinausgewachsen (und das ist früh der Fall), müssen die Kinder ihre Beine auf den Lehnen der Fondsitze unterbringen – am besten geht das im „Scheidersitz“.

Welche Autos eignen sich für Reboarder-Kindersitze?

Hersteller von Reboardern veröffentlichen Typenlisten, in denen alle Autos stehen, in denen ihre Sitze montiert werden können. Das ist missverständlich. Denn die Liste zeigt lediglich auf, in welchen Autos Reboarder montiert werden dürfen und können. Also eine rein technische Sicht auf das Thema. Es wird nicht bewertet, ob die Montage überhaupt realistisch ist. So finden sich in den Aufstellungen auch Modelle wie die letzte Generation des Nissan Micra oder ein Mazda MX-5.

Auch die Videos der Hersteller helfen nicht weiter. Dort wird die Montage und Benutzung der Reboarder zwar gezeigt, allerdings anhand eines Sitzes, der vorher aus dem Auto rausgenommen wurde.

Es gibt Verkäufer die darauf hinweisen, dass es kompaktere Modelle von Reboardern gibt, die auch in Kleinstwagen wie dem VW up! montiert werden könnten (Wenn ihr so jemanden trefft, zwingt ihn, genau das zu tun und dann mit noch drei weiteren Personen im Auto einkaufen zu fahren).

Die besten Familienautos für Reboarder

Es ist grundsätzlich schwer zu sagen, welche Autos sich für einen Reboarder eignen. Als Faustregel gilt, dass 550 Millimeter Beinfreiheit im Fond eine bequeme Montage ermöglichen. Doch geben die Hersteller diese Beinfreiheit nur selten an! Auch die reine Länge eines Fahrzeugs hilft nicht bei der Bewertung, da es immer auf das Layout des Innenraums ankommt. Also darauf, wie der Hersteller den gegebenen Platz nutzt und wie groß der Radstand ist.

Zwei Beispiele zur Orientierung seien an die Hand gegeben:

Fiat Doblò

Der Fiat Doblò ist ein Hochdachkombi, den viele Familien wahrscheinlich blind kaufen würden. Er macht einen robusten Eindruck und sein Kofferraum schluckt 3.200 Liter. Für 19.710 Euro (Basispreis) quasi ein Lastentier-Schnäppchen. Wer so viel Geld hinlegt bekommt ein Auto, das 4.406 Millimeter lang ist und einen Radstand von 2.755 Millimeter hat. Klingt üppig. Für einen Reboarder und einen Gast auf dem Beifahrersitz reicht es allerdings nicht wirklich. Zumindest nicht, wenn man es bequem haben will. Dafür gibt allerdings den Fiat Doblò mit langem Radstand. Der kostet zwar mindestens 25.590 Euro (also 5.880 Euro mehr), hat aber erstens eine deutlich bessere Ausstattung, zweitens einen Dieselmotor und drittens einen um 35 Zentimeter längeren Radstand. Die Gesamtlänge wächst ebenfalls um 35 Zentimeter. In diesem Auto ist dann genug Platz für zwei Reboarder, Fahrer und Beifahrer.

Skoda Superb

Als dieses Auto neu auf den Markt kam, unkten nicht wenige ob seiner Optik. Er sah anfangs so aus, als hätte ein ambitionierter aber unterfinanzierter sowjetischer Bastler die Dachlinie seines Autos künstlich um zehn Zentimeter verlängert, damit er den Bürgermeister seines Dorfes stilvoll kutschieren kann. Nun, diese Zeiten sind vorbei und mittlerweile lacht keiner mehr. Das Designproblem hat Skoda längst hinbekommen und es gibt kein Auto auf dem Markt, das serienmäßig (also ohne verlängerten Radstand) zu einem halbwegs vernünftigen Preis mehr Platz im Fond bietet. Ein Wunder ist das alles nicht, schließlich verleibt sich der Skoda Superb 4,9 Meter Straße ein (Radstand: 2.841 Millimeter). Preislich beginnt die Kombiversion bei 29.850 Euro.

Fazit

Es ist uns leider trotz großer Mühe nicht gelungen, eine ausführliche Liste an Familienautos mit genügend Platz für Reboarder zu erstellen. Also ein finaler Tipp: Wenn ihr einen Reboarder habt und ein neues Auto brauchen, dann nehmt den Sitz einfach mit zum Händler und probiert ihn aus. Dafür sind die Autohäuser da.


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