Camping mit Kindern: 7 Anfängerfehler im Camper-Van (und wie man sie vermeidet)

Camping-Urlaub mit der ganzen Familie. 2 Wochen im Auto schlafen mit 2 kleinen Kindern. Wir haben im VW Grand California von myvanture den Test gemacht. Und viel übers Campen und uns selbst gelernt.

Familienurlaub ist stressig. So weit, so nachvollziehbar. Wer sich aber zudem mit seiner Familie, genauer gesagt mit Mama und zwei kleinen Kindern, darauf einigt, einen Camping-Trip zu machen, der hebt das Stress-Level noch zusätzlich an. Vor allem, wenn man nicht gut vorbereitet ist. Um das zu verdeutlichen, haben wir bei unserem zweiwöchigen Projekt „Dad’s Life on Tour“ so ziemlich jeden Fehler gemacht, den man als Camping-Familie so machen kann. Nur damit ihr bei eurem Trip nicht die gleichen Probleme bekommt. So geht Praxistest bei Dad’s Life.

Als Partner bei diesem Test stand uns das österreichische Unternehmen „myvanture“ zur Seite und hat uns für den Selbstversuch mit einem VW Grand California ausgestattet. Der Camper-Van nahezu neu. Mit sämtlichen Annehmlichkeiten moderner Fahrzeuge ausgestattet. Und so komfortabel, dass man sich fragt, ob man das ganze Zeug in der heimischen 100-Quadratmeter-Wohnung wirklich braucht. Wieso es trotz dieser idealen Voraussetzungen stressig wurde? Weil Stress nun mal hausgemacht ist. Hier unsere 7 Kardinalfehler auf den 1.600 Kilometern durch drei Länder:

Gewinnspiel: Ihr möchtet selbst mal mit der Familie im Camper-Van schlafen? Holt euch einen VW California Beach.

1 – Tipps anderer Väter ignorieren

Urlaub mit der Familie ist etwas anderes als ein spontaner Ausflug übers Wochenende. Das war uns durchaus bewusst. Also haben Mama und Papa vorab gefühlt 27 Gespräche beim Abendessen über den Camping-Trip geführt: Wo wir hinfahren. Was wir unbedingt mitnehmen müssen. Was wir vorab noch besorgen wollen. Mama, üblicherweise die Organisiertere in der Familie, hat sogar eine Checkliste geschrieben – händisch. Und Papa, nach exklusiver Eigendefinition der Smartere in der Familie, hat seines Zeichens die Dad’s Life Community gefragt, was man besser nicht zu Hause vergessen sollte.

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Beste Voraussetzungen also. Blöd nur, dass die wirklich guten Antworten wie von den Dads Marco, André und Tony im Trubel der letzten Stunden geistig ausgeblendet wurden. Und die wichtigsten Dinge es gar nicht erst auf die Checkliste geschafft haben, weil es ja eh offensichtlich ist, Pass, Zahnbürste, Handy und Co. mitzunehmen. Also kam es, wie es kommen musste: Nach einer halben Stunde Fahrtzeit fiel uns auf, dass die Reisepässe noch zu Hause lagen, was trotz EU-Freiheiten ein paar Probleme nach sich ziehen kann. Resultat: Umdrehen, eine Stunde mehr Fahrtzeit und der erste Streit, noch bevor wir so richtig aus Wien draußen waren.

Wie lässt sich der Fehler vermeiden: Checkliste machen. Und Reisepässe auf die Liste schreiben!

2 – Vorteile des Vans überstrapazieren

Wir wohnen mitten in Wien. In der Stadt brauchen wir kein Auto, also haben wir auch keins. Urlaub heißt für uns zumeist Fliegen – und damit verbunden ein Limit von viermal Handgepäck, sowie einem Koffer mit 23 Kilogramm. Und plötzlich steht da dieser VW Grand California. Grand! Mit dem Fassungsvermögen eines Kleinlasters. Manch einer kann sich also leicht vorstellen, was bei uns – einem spielzeugverrückten 4-Jährigen, einem spielzeugverrückten 39-Jährigen sowie der stets um fehlende Bodys besorgten Mama – los war: Pack-Anarchie.

29 Matchbox- und Hot Wheels-Autos, eine Tonie-Box, neun Bücher, eine Klopfbank, fünf Schleich-Dinosaurier, eine elektrische Wasserpistole, einen Unterwasser-Scooter, ein Kinder-Teleskop, drei verschiedene Schwimmhilfen, sieben Decken und ein Sortiment an Baby-Kleidung, mit dem wir alle 9- bis 12-monatigen Kinder von Wien bis Jesolo anziehen konnten. Im Sommer und im Winter. Was wir auch in den metallenen Schlund unseres Camper-Vans warfen, „Hagrid“, so der offizielle Name von myvanture für den VW, schluckte alles. Blöd nur, dass wir das meiste davon entweder nicht brauchten, oder bei Bedarf nicht extra ausräumen wollten oder gar nicht mehr fanden.

Wie lässt sich der Fehler vermeiden: Familienmitglieder auf drei zusätzliche Spielzeuge beschränken. Und Mama versichern, dass es auf den meisten Campingplätzen auch Waschmaschinen gibt.

3 – Camping-Intro schwänzen

Das Beeindruckendste beim Ausborgen des Camper-Vans war für uns, wie schnell alles ging. Ein kurzer Schwatz mit dem Betreiber der Mietstation, ein paar Worte zu den Funktionen und schon konnte unser Trip starten. Das Auto selbst braucht auch keine große Einführung. Er fährt sich trotz seiner knapp sieben Metern Länge und über zwei Metern Breite fast so leicht wie ein Passat, technische Assistenten halten Spur und Geschwindigkeit und Navi und Klima sorgen für den nötigen Komfort.

Was wir aber ein wenig unterschätzt haben, sind die Eigenheiten der Camping-Infrastruktur. Wieso funktioniert die Heizung nicht, wenn das Fenster der Kinder gekippt ist? Muss ich nach dem Kochen das Gas-Ventil senkrecht oder waagrecht stellen? Wieso surrt der Kühlschrank manchmal und manchmal nicht? Und was mache ich jetzt eigentlich mit der Toilette? Camping-Anfänger wie wir müssen beim Beantworten dieser Fragen tief in verschiedene Themenwelten der Camper-Community eintauchen – und in diesen Welten kann man sich schnell in Foren zu Gaskartuschen-Größen, DIY-Elektro-Installationen sowie WC-Hacks verlieren.

Wie lässt sich der Fehler vermeiden: Vorab informieren, wie Heizung, Küche und WC funktionieren. Und einfach die verständlichen Erklärvideos von myvanture anschauen.

4 – Kinder nicht als Kinder wahrnehmen

Wer stolz auf seine Kinder und ihre gewaltigen Entwicklungssprünge ist, vergisst manchmal, dass sie doch noch Kinder sind. So ist es nur normal, dass es dem 4-Jährigen im Kindersitz schlecht werden kann, wenn man die kürzere, aber deutlich kurvigere Strecke wählt. Eine Lektion, die wir im Grenzgebiet zwischen Steiermark und Kärnten auf geruchsintensive Weise lernen mussten. Immerhin konnten wir so unserem Kindersitz von Maxi-Cosi einem Extremtest unterziehen und überprüfen, ob der Bezug wie vom Marketing-Team versprochen wirklich so leicht zu reinigen ist.

Und wie erstaunt wir doch waren, dass wir mit unserer 1-Jährigen Urlaub auf engstem Raum machen können. Wie gut sie einschläft, wie viele Stunden sie durchschläft, wie glücklich sie aufwacht. Aber es ist auch ganz normal, dass die Kleine dann nach Stunden der Ruhe wieder aufbricht, um die Welt zu entdecken. Und wenn dieser Forschungsdrang mit den ersten Schritten zusammenfällt, heißt das einfach, dass auch das größte Wohnmobil der Welt schnell zu klein wird.

Wie lässt sich der Fehler vermeiden: Kindern Zeit und Raum gewähren. Und für den Ernstfall Tüte und Tücher vorab bereitlegen.

5 – Zu idyllische Plätze wählen

Die erste Woche unseres Trips haben wir auf Campingplätzen in Italien verbracht. Supermarkt, Kinderbetreuung, Pool, riesige Dusch- und WC-Anlagen – herrlich. Aber irgendwie entsprach die Realität zwischen den Wohnmobilen rüstiger Rentner und den 4-Mann-Zelten italienischer Konzertbesucher nicht so ganz dem Bild, das uns Camping-Agenturen so gerne zeigen. Also haben wir in Woche 2 via der App „Schau aufs Land“ Optionen gewählt, bei denen wir der Natur näher gekommen sind. Ein Stellplatz neben einem Bauernhof, mitten im Grünen, mit unvergesslichem Blick auf See- und Berg-Panorama.

Die andere Seite der Medaille ist allerdings, dass damit auch der liebgewonnene Komfort dahin war. Supermarkt, Kinderbetreuung und Pool sind Luxus, auf den wir bewusst verzichten konnten. Aber die Wichtigkeit von Dusch- und WC-Anlagen erschließt sich einem erst so richtig, wenn der Abwasserstand im Grand California einen nach drei Tagen in der Natur daran erinnert, wie viel Wasser man pro Dusche, Stuhlgang und Abwasch eigentlich verbraucht. Und dass es gar nicht so leicht ist, dieses Wasser regelkonform wieder loszuwerden.

Wie lässt sich der Fehler vermeiden: Praktisch denken. Und die Aussicht auf eine Toilettentür der einsamen Naturbucht vorziehen.

6 – Dem Navi blind vertrauen

Wir alle kennen die Geschichten oder sogar Bilder von Autos, die auf Schienen, im Graben oder auf Wanderwegen enden, weil ihr Fahrer dem Navigationssystem zu viel Glauben geschenkt hat. Und dann findet man sich plötzlich selbst auf einer Landesstraße in Salzburg wieder, auf der links und rechts der Reifen genau noch Platz für einen weiteren Reifen ist. Ohne das dazugehörige Auto wohlgemerkt.

Natürlich hat Papa, der sich ja für den Smarten hält, den Wegweiser vom Campingplatz zur Autobahn gesehen, aber irgendwie war der Gedanke an eine weitere Abkürzung doch zu verlockend. Vielen Dank an dieser Stelle an alle Einheimischen, die während der knapp sechs Kilometer in weiser Voraussicht in die Buchten auf der Seite gefahren sind, um die Camper-Familie passieren zu lassen. Und vielen Dank an den Erfinder der Rückfahrkamera, der dafür gesorgt hat, den Grand California so zu positionieren, dass auch die gestresste Mutter aus der Gegenrichtung vorbeifahren konnte.

Wie lässt sich der Fehler vermeiden: Autobahn-Schildern folgen. Und auf das Bauchgefühl, statt eine Computerstimme hören.

7 – Zu viel vornehmen

Kommen die Städter raus aufs Land, wird ihnen schnell bewusst, wie schön es dort eigentlich ist. Und wenn man schon mal so weit herausgekommen ist, liegt die nächste Attraktion oft nur ein paar Kilometer weiter. Wer wie wir mit einem gemieteten Camper-Van ohne Kilometerbeschränkung gesegnet ist, läuft daher stets Gefahr, schnell noch einen Ausflug zum entlegenen See oder einen Abstecher zum Aussichtsplateau am Nachbarhügel zu machen.

Nur gut, dass Mama die Stimme der Vernunft ist, die einen daran erinnert, dass man mit zwei kleinen Kindern unterwegs ist. So verlockend Reisen auch ist, für Kids ist der ständige Ortswechsel auch anstrengend. Die vielen Eindrücke beim Campen wollen ja erst einmal verarbeitet werden. Also lieber weniger Stationen und diese dafür richtig genießen. Was uns letzten Endes ja auch wunderbar gelungen ist.

Wie lässt sich der Fehler vermeiden: Einsehen, dass man an einem Ort mehr als eine Sache erleben kann. Und sich ein paar Abenteuer für den nächsten Camping-Urlaub mit den Kindern aufheben.


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Redaktion