„Tigerbox“-Gründer Martin Kurzhals im Interview [Podcast]

Welche Vorteile bietet die „Tigerbox“? Und für welche Altersgruppe ist sie geeignet? Diese und mehr Fragen klären wir im „Dad’s Talk“ mit „Tigerbox“-Gründer und CEO Martin Kurzhals.

Wer an Hörboxen für Kinder denkt, denkt wahrscheinlich in erster Linie an die Toniebox.

Dabei gibt es seit Ende 2019 ein Gerät, das vor allem bei älteren Kids sehr beliebt ist: Denn anders als bei anderen Herstellern muss man bei der Tigerbox keine Figuren kaufen, sondern kann die Lieblings-Lieder und Hörspiele einfach streamen. Ein Spotify für Kinder sozusagen.

Ab einem bestimmten Alter wollen die Kinder eine Geschichte nach der anderen hören. Da reicht dann nicht eine CD oder eine Figur. Das heißt, wenn du ganz viel Content brauchst und dich ständig abwechseln willst, dann bist du bei uns richtig.
Martin Kurzhals
Gründer Tigermedia

Wie das Ganze genau funktioniert, warum es aber auch sogenannte Tigercards gibt und welches große Ziel sein Unternehmen Tigermedia verfolgt, hat Gründer und CEO Martin Kurzhals in dieser Folge des „Dad’s Talk“ verraten.

Dad’s Life im Gespräch mit „Tigerbox“-Gründer Martin Kurzhals

Hier könnt ihr die gesamte Folge mit Martin Kurzhals anhören:

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Wo liegen die Unterschiede zwischen der Tigerbox und anderen Hörboxen?

Martin Kurzhals: Unser System ist ein Kinder-Medien-Service, eine Art Spotify für Kids. Bei uns kauft man nicht jedes Medium einzeln, sondern wir glauben daran, dass Kinder von Helden Freunde werden. Viele Eltern sind auch nicht mehr bereit, für jedes einzelne Medium Geld auszugeben, sondern wollen Zugang zu einer Mediathek kaufen. Dort gibt es dann beispielsweise alle Folgen von Paw Patrol oder von Bibi & Tina. Wir bieten kein Kauf-Modell, sondern ein Nutzungs-, sprich Abonnement-Modell.

Wie funktioniert das Abomodell bei der Tigerbox?

Kurzhals: Wir haben das Abonnement-Modell mit dem sogenannten Tiger-Ticket etwas aufgelöst. Eltern wollen in den seltensten Fällen ein Dauer-Schuldverhältnis eingehen, sondern wünschen sich volle Kostenkontrolle. Das Tiger-Ticket funktioniert im Prinzip gleich wie ein Prepaid-Ticket beim Handy. Damit haben Eltern die Sicherheit, dass ihr Kind für einen bestimmten Zeitraum unser Angebot nutzen können – es kommt aber nicht zu einer automatischen Verlängerung.

Ab welchem Alter ist die Tigerbox geeignet?

Kurzhals: Wir sind bewusst für die älteren Kinder. Die erste Box im Kinderzimmer ist vermutlich die Toniebox. Wenn die Kinder ein, zwei oder drei Jahre als sind brauchen sie keine 15.000 Titel, die wir zur Verfügung stellen, zur Auswahl. Die Kleinen hören meist die selben Geschichten oder Lieder. Wenn sie aber größer werden, werden die Helden immer relevanter. Und dann kann man den Kindern schlecht vermitteln, dass es nur fünf Geschichten von Bibi & Tina als Figur gibt. Es gibt über 100 Geschichten und die Kinder wollen dann auch alle 100 hören. Ab fünf oder sechs Jahren wollen die Kids eine Geschichte nach der anderen hören. Das ist der Moment, wo unser Service relevant wird. Wenn du ganz viel Content haben willst und ständig abwechseln willst, bist du bei uns richtig.

Welche Titel sind bei euch am gefragtesten?

Kurzhals: Im Prinzip die, die auch aktuell in allen Charts sind. Disney mit „Frozen“ ist immer vorne dabei oder „Die drei ???“. Es gibt auch einen starken Trend zur Popmusik für Kinder. Musik spielt einfach eine große Rolle. Diesen Bereich bieten wir bereits jetzt und wollen künftig noch stärker werden.

Was sind Tigercards und wie funktionieren sie?

Kurzhals: Für Eltern, die keine 15.000 Titel benötigen, gibt es auch unsere Tigercards. Das sind Hörspiele oder Musik-Angebote, die man wie bei den Toniefiguren, einzeln kaufen kann. Auf solchen Tigercards ist aber nicht nur ein Hörspiel, sondern es gibt gleich drei, vier, fünf Geschichten. Diese Multicards wollen wir auch weiter ausbauen.

Warum sind Tigercards im Vergleich zu Toniefiguren deutlich günstiger?

Kurzhals: Wir haben da einen völlig anderen Ansatz und richten uns da nach dem CD-Preis. Unser Vorteil ist, dass wir nicht noch eine Figur produzieren und dafür Lizenzgeld zahlen müssen. Deswegen zahlen die Eltern bei uns auch nur für den Content und haben 1:1 die Preisstaffeln von den CDs übernommen. Das ist nicht so gemacht, um die Tonies zu ärgern, sondern wir geben den Preisvorteil an die Familien weiter.

Wird es in Zukunft auch Tigercards bzw. Tigerbox-Titel geben, die ihr selbst produziert?

Kurzhals: Wir haben die ersten Schritte in diese Richtung gemacht. Gerade im Bereich Musik. Es gibt nicht so viele Poplieder für Kinder, die altersgerecht sind. Deshalb haben wir die Tiger-Pop-Hits produziert, wo Kinder Poplieder singen. Das gibt es als Tigercard und war ein voller Erfolg für uns. Das Feedback von Eltern und Kinder war super.

Musik und Hörspiele für Kinder sind auch über andere Anbieter wie beispielsweise Spotify abrufbar – z.B. per Handy und Bluetooth-Box. Welche Argumente gibt es für Eltern, in ein Tigerbox-Abo zu investieren?

Kurzhals: Das ist natürlich eine berechtigte Frage und bekommen wir von Eltern als Feedback auch immer wieder zu hören. Allerdings hat keiner den Ansatz, den wir haben. Bei Spotify brauchst du immer ein Smartphone, ergo müssen auch die Eltern immer irgendwie in der Nähe sein. Das führt dann dazu, dass man oft gleichzeitig Medien konsumieren will. Das heißt, man bräuchte einen Familien-Account, der wiederum 14,99 statt 9,99 kostet. Das zweite Dilemma ist, dass Kinder dann Zugang zu einem Smartphone bekommen, wo auch andere Dinge wie Spiele oder YouTube drauf sind. Sie driften dann in komplett andere Welten ab. Mit einem Klick bzw. Touch ist man schon woanders. Wir bieten hingegen eine Beschränkung an, wo Eltern Themen freigeben und Kinder sich dann frei bewegen können ohne, dass es Mama oder Papa braucht.

Braucht man für die Tigerbox WLAN – oder sind Inhalte auch offline verfügbar?

Kurzhals: Das ist bei uns so wie auch bei anderen Diensten. Man muss sich zuerst einmal Content auf die Box laden, dann kann man ihn so oft hören, wie man will. Dazu braucht es dann kein WLAN mehr. Streaming vs. Tigercards liegt bei uns übrigens bei 80:20, wobei wir die Tigercards nicht missen möchten. Sie sind oft der Einstieg in unsere Welt. Und man kann die Tigercards auch weiterhin nützen, auch wenn ich keine Prepaid-Karte mehr habe. Sie ist quasi für die Ewigkeit.

Wie kann die Lautstärke der Tigerbox reguliert werden, um Gehörschäden zu verhindern?

Kurzhals: Wir haben im Elternbereich der Box eine Einstellmöglichkeit, die den Dezibel-Bereich einstellt. Da kann man sich an die ärztlich empfohlene Dezibel-Lautstärke halten oder sogar darunter gehen. Die Kinder merken davon gar nichts, weil die Eltern die Maximallautstärke einstellen und die Kinder an der Box dann selbst bei voller Lautstärke nur so laut hören, wie es im Elternbereich eingestellt wurde.

Wo gibt es bei der Tigerbox noch Verbesserungsbedarf?

Kurzhals: Wir machen natürlich nicht alles richtig. Insgesamt bin ich zufrieden, aber unser Produkt wirkt auf viele Eltern noch zu komplex. Unser System ist auch erst für Kinder ab der Vorschule geeignet, weil ein Ein- oder Zweijähriger sich schwertut, auf der Box herumzutouchen. Wir sind auch eine Live-Streamingbox, dementsprechend groß ist der Daten-Traffic. Wenn der Server dann zur Peaktime, am Abend, wenn die Kinder einschlafen wollen, nicht da ist und 75.000 Leute auf das Backend zugreifen wollen, dann führt das zu großem Unmut. Da wünschte ich mir, dass wir schon größer wären, um solche Dinge besser antizipieren und lösen zu können.

Wann gibt es ein neues Modell der Tigerbox?

Kurzhals: Wir machen uns natürlich Gedanken, wie Nachfolgemodelle aussehen könnten. Aber uns gibt es erst seit Dezember 2019, das heißt wir haben noch ein bisschen Zeit vor uns. 2022 werden wir aber definitiv nichts Neues auf den Markt bringen.


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